Erfolgreiche Online-Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Wochen

Pflegefachkräfte aus dem Ausland – Anspruch und Wirklichkeit

Die Ev. Diakoniestiftung Herford und das Jobcenter Herford beteiligten sich mit einer Online-Veranstaltung an den Interkulturellen Wochen im Kreis Herford unter der Überschrift „Pflegefachkräfte aus dem Ausland – Anspruch und Wirklichkeit“. Die Veranstaltung war ebenso Teil der Aktionstage zum Thema „Fachkräfte in OWL“ der Regionalagentur OWL.

In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich der Fachkräftemangel in der Pflege noch einmal drastisch erhöhen. Die Lebenserwartung und Alterung steigt und somit auch kontinuierlich die Zahl der Pflegebedürftigen und der Bedarf an Pflegediensten, Pflegeheimen und Pflegeplätzen. Im Kreis Herford wird sich der Fachkräftemangel allein durch den Eintritt in das Rentenalter vieler Pflegefachkräfte erhöhen. Die höchste Zahl der Beschäftigten in stationären Einrichtungen und ambulanten Pflegediensten liegt in der Altergruppe von 50 – 60 Jahren. Und während die meisten Menschen mit Ländern wie Philippinen, Brasilien, Vietnam, Mexiko eher Fernreisen verbinden, denken Pflegeunternehmen in diesem Zusammenhang schon seit längerem an potentielle Pflegekräfte, um dem immer größer werdenden Fachkräftemangel abzuhelfen. Tatsächlich steigen die Zahlen von Pflegefachkräften aus dem Ausland, die in Deutschland eine Anerkennung beantragen. Und auch immer mehr Menschen kommen nach Deutschland, um hier eine Ausbildung in der Pflege aufzunehmen. Doch nicht nur die Anwerbung der Fachkräfte stellt eine große Herausforderung dar, sondern die berufliche und soziale Integration und zu diesem Thema diskutierten:

  • Petra Bobbenkamp - Dozentin für Berufssprach- und Integrationskursedes Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband OWL e.V.
  • Anette Kuhn - Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Migrationsbeauftragte des Jobcenters in Herford
  • Elke Rohs - Leiterin der Pflegeschule des Ev. Johanneswerk in Bielefeld
  • Irene Waal - Eures-Beraterin im Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit Herford, Minden
  • Thorsten Kroll - Qualitätsbeauftragter der Ev. Diakoniestiftung in Herford

Egal ob interkulturelle Trainerin, Leiterin einer Pflegeschule, Migrationsbeauftragte des Jobcenters oder Geschäftsführer eines diakonischen Trägers, die Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Bereichen verband das Thema und die große Herausforderung der Anwerbung und Integration von Fachkräften und auch Auszubildenden aus dem Ausland. Viele Recruitinganbieter bieten diese Leistung zu hohen Preisen an. In der Diskussion waren sich die Teilnehmenden dazu einig: Bevor über 10.000 Euro pro Pflegefachkraft aus dem Ausland in einen Recruitinganbieter investiert wird, sollten Erfahrungswerte vorliegen. Diese sind zum jetzigen Zeitpunkt in den häufigsten Fällen noch nicht vorhanden, denn eine Anwerbung dauert in der Regel ein bis zwei Jahre, bis die Fachkraft gefunden und in Deutschland eingereist und anerkannt ist. Die Recruitinganbieter haben Konzepte aber noch keine Langzeiterfahrungen.

„Es ist wichtig, dauerhafte und erfahrene Partner zu finden“, war dazu die Aussage in der Runde. Doch wo sind die zu finden? Leider haben die Anwesenden darauf noch keine passende Antwort gefunden, denn auch die meisten Träger machen sich erst jetzt auf den Weg dieser Möglichkeiten.

Neben dem richtigen Partner war die Sprachförderung ein heiß diskutierter Punkt, denn sie ist eine zentrale Herausforderung. Die Fachkräfte oder Auszubildenden benötigen mindestens einen B2-Sprachlevel für die Anerkennung und Arbeit in Deutschland. Wie schnell lässt sich also eine fremde Sprache erlernen und was bedeutet das für die „ausländischen“ Mitarbeitenden? Stellen wir uns einmal vor, dass wir den ganzen Tag in einer anderen Sprache arbeiten, lernen und kommunizieren müssen. Nicht nur die fachlichen Begriffe stellen die Pflegekräfte dabei täglich vor eine große Herausforderung, sondern auch die Sprachbarrieren zu älteren Menschen. Deshalb ist es unerlässlich die Sprache kontinuierlich weiter zu fördern und das nicht nur durch Sprachkurse nach der Arbeit. Denn die sorgen für eine zusätzliche Belastung. Sprachtrainer direkt im Job und in der täglichen Arbeit wären hier eine gute Lösung und viele weitere Impulse wurden von den Teilnehmenden in der Runde zusammengetragen.

Obwohl einige Teilnehmende derzeit die ersten Erfahrungen mit der Anwerbung von Fachkräften und Auszubildenden aus dem Ausland machen und diese ausführlich schilderten, gibt es noch keine Patentlösung für die Herausforderungen mit dem praktischen Umgang. Behördengänge, Sprachkurse, Wohnungssuche und allen voran die soziale Integration – egal ob aus den EU- oder Nicht-EU-Ländern kommend – stellt gerade kleinere Träger vor teilweise unüberwindbare Hürden. Die Zeit- und Personalkapazitäten sind einfach nicht gegeben. Trotz alledem war sich der Teilnehmerkreis in einem Punkt einig, „wir müssen es probieren“, denn der Fachkräftemangel hat alle bereits eingeholt. So entstand der große Wunsch nach einer nachfolgenden Vernetzung und einem regelmäßigen Austausch zu dem Thema. Voneinander lernen und gegebenenfalls „nicht alles doppelt machen“ ist das Ziel dieses Netzwerks, welches nach der erfolgreichen Veranstaltung bereits erste Schritte hierfür eingeleitet hat.

Haben auch Sie Interesse in diesem Netzwerk mitzuwirken, dann melden Sie sich gern bei Thorsten Kroll: Thorsten.Kroll(at)diakoniestiftung-herford.de

 

 

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