Ein Tag in der Pflege

Berufsfelderkundung mit „Pflege on Tour“

Da sitzen sie, die sechs Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Friedenstal aus der achten Klasse im Festsaal des Hauses Elisabeth. Zugegeben, etwas müde wirken sie schon, die Neugierde will also geweckt werden. Der Auszubildende Maurice Dargel und der stellvertretende Pflegedienstleiter Sven Jeschke zeigen den Jungen und Mädchen Techniken, wie alten und pflegebedürftigen Menschen am besten geholfen werden kann. Zum Beispiel wie man sie in eine bequeme Liegeposition bringt. In der Kinästhetik, der Lehre der Bewegungsempfindung heißt die gezeigte Methode Bauchwärtspositionierung. „Ihr müsst euch das vorstellen, als würdet ihr einen Teddybär umarmen.“, erklärt Jeschke. Ähnlich wie bei der stabilen Seitenlage werden die zu Pflegenden in Position gebracht, nur dass sie dabei noch zusätzlich eine zusammengerollte Decke umarmen.

Ist das gut so? Wie fühlt sich das an? Ist das bequem?“, sind die Fragen, die fallen, als die beiden Pfleger die Technik demonstrieren. In einer verständnisvollen und geduldigen Atmosphäre wird so versucht, die optimale Position zu finden, schließlich sollen es die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst komfortabel haben. Bequem ist es, darüber sind sich die Schülerinnen und Schüler einig, als sie die Technik selber ausprobieren dürfen. Die Handgriffe sind dabei verständlicherweise noch etwas zaghaft, aber mit der Zeit entwickelt man dafür ein Gespür, erzählt Jeschke. In dieser Position wird dann geschlafen. Dabei wird nachts mit der Hilfe des Pflegepersonals auch immer mal wieder die Seite gewechselt, damit keine wunden Stellen durch das einseitige Liegen entstehen.

Nach einer schlafreichen Nacht folgt für die Bewohnerinnen und Bewohner das Frühstück. Für einen authentischen Eindruck haben Petra Volkening und Melanie Dittmann vom Ravensberger Stift für die Veranstaltung im Haus Elisabeth etwas vorbereitet. Sie erzählen den Schülerinnen und Schülern etwas über Ernährung. In der Mittagspause einen Döner zu holen und diesen ganz bequem am Imbiss oder Arbeitsplatz zu essen, ist für die meisten von uns Alltag, keine große Sache eben. „Für viele Bewohnerinnen und Bewohner ist es einfach anstrengend zu essen“, schildert Melanie Dittmann. Die Ernährung muss daher an die entsprechenden Bedürfnisse angepasst sein. Um zu lernen, wie das schmeckt, darf daher auch fleißig probiert werden.

Es gibt Schnittchen mit diversen Aufstrichen und Fingerfood. Begeisterung sieht jedoch anders aus, denn nicht alles scheint den Schülerinnen und Schülern zu schmecken. Kauen muss man nämlich nicht wirklich viel bei den Schnittchen und das ist natürlich gewöhnungsbedürftig. „Lecker“ heißt es aber, als eine Art Müslibällchen gereicht wird, ein Snack, der einen besonders hohen Kaloriengehalt aufweist. Normales Besteck und Teller gibt es hier nicht. Die Teller sind recht schwer und am Boden gummiert, damit sie während des Essens nicht verrutschen. Das Besteck fällt wegen der großen und damit leicht zu haltenden Griffe auf. Manchmal essen die Bewohnerinnen und Bewohner aber auch einfach mit den Händen direkt vom Tisch. Das klingt zwar chaotisch doch Hauptsache, es wird gegessen, denn das Essen soll nicht zu einer Herausforderung werden.

Nach den zwei Stationen im Haus Elisabeth wechseln die sechs Schülerinnen und Schüler ins Simeonstift nach Vlotho – eben ganz entsprechend des Konzeptes „Pflege on Tour“. Dort gibt es zwei Stationen mit Rollstuhlparcours, Blutdruckmessen und einer Selbsterfahrung zum Thema Demenz. Hier sind es neben dem Simeonstift die Diakoniestationen, die den Schülerinnen und Schülern den Pflegeberuf nahe bringen.

Ob die sechs heute was gelernt haben? Auf diese Frage kommt ein ganz klares Ja. So ist „Pflege on Tour“ nicht nur eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag, sondern auch eine wertvolle Erfahrung, wenn es um eine denkbare berufliche Perspektive geht, aber auch darüber hinaus, denn mit dem Alter müssen sich alle früher oder später auseinandersetzen. Der Erfolg von „Pflege on Tour“ spricht zumindest für sich, denn am Ende des Tages konnten drei Praktikumsplätze vermittelt werden.

„Pflege on Tour“ wurde von einem Arbeitskreis des Runden Tisches „Ausbildung in der Pflege“ entwickelt. Das eintägige Schnupperangebot im Rahmen der Berufsfelderkundungstage (BFE) bietet Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse die Möglichkeit, den Pflegeberuf interaktiv und praxisnah kennenzulernen. Der Kreis Herford übernimmt dabei die Planung und Organisation, sowie die Koordination mit den Schulen.

Ansprechpartnerin für die Schulen im Kreis Herford ist:

Ailar Ahangri
Tel.: 05221 – 13-1448
a.ahangri(at)kreis-herford.de

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